Über Eis und Schnee zu gehen in der dunkelsten und längsten Nacht des Winters, ist wie durch eine Welt zu gehen, die bar ist jeder Wärme und kein Leben birgt. Während du durch den frischgefallenen Schnee stapfst, der die Wiesen und Wälder über Nacht tief verhüllt hat, hinterlässt du erste Fußspuren auf Wegen, die vor dir noch keiner gegangen ist. Du hast die ersten Schritte getan. Sie sind die deinen, ganz allein, einsam, der Kälte zum Trotz. Jeder Atemzug hallt durch die eisige Stille. Du hinterlässt Fußspuren, einen Weg, der es anderen erleichtert, denselben Pfad zu beschreiten. Während du durch die schneebedeckten Felder schreitest, grüßen dich die schwarzen Schatten der Bäume, die ihre Blätter vor langer Zeit abgestreift haben und leblos wirken. Die Wintersonne liebkost dein Antlitz. Die heiteren Stimmen der Krähen und Raben antworten jedem deiner Atemzüge. Noch ein Schritt. Und noch einer. Und dann, plötzlich, fühlst du es. Mitten in deinem Herzen, da ist eine Glut, winzig, und doch so stark wie die Wintersonne selbst. Mit jedem Schritt durch die Schneewüste, das ewige Eis, glüht sie heller und heller. Jeder Atemzug nährt den Funken, der in dir entbrannt ist. Du siehst dich um und fühlst mit einem Male dieselbe Glut, denselben Funken, dasselbe Feuer in jedem Baum, in jedem Samen, in jedem Stein, in jedem Staubkorn, in jedem Lebewesen um dich herum. Winterfeuer, kein Eis, kein Schnee, kein Frost haben es jemals erlöschen lassen können. Es gibt kein Eis, das es nicht schmelzen kann, keine Kälte, die ihm widerstehen kann. Winterfeuer erlischt niemals, es ist die ewige Hoffnung. Du bist Winterfeuer. Nichts ist unmöglich.
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AuthorKristin Raphaela Otti Archives
October 2024
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